Babylon

Babylon
Ba|by|lon:
Ruinenstadt am Euphrat.

* * *

Babylon,
 
babylonisch Babilu, hebräisch Babel, Ruinenstadt im zentralen Mesopotamien beiderseits eines alten Euphratlaufes (östlich die Alt-, westlich die Neustadt) nördlich von Hilla (Irak); erstmals gegen Ende des 3. Jahrtausends v. Chr. erwähnt. Zu dieser Zeit war Babylon eine unbedeutende Kleinstadt.
 
Vom Anfang des 2. Jahrtausends bis zu Alexander dem Großen wurde Babylon zum kulturellen Zentrum der gesamten vorderasiatischen Welt. Seine Vormachtstellung wurde um 1700 v. Chr. von Hammurapi begründet; der Stadtgott Marduk wurde zum Götterkönig erhoben und nicht nur in Babylonien, sondern auch in Assyrien verehrt. Auf der babylonischen Weltkarte lag die Stadt im Zentrum der Erdscheibe. Von ihrer Pracht zeugen neben den Inschriften des neubabylonischen Königs Nebukadnezar II. und Angaben verschiedener antiker Schriftsteller (v. a. Herodot) die Grabungsfunde der Deutschen Orient-Gesellschaft in den Jahren 1899-1917 unter Leitung von R. Koldewey. Das freigelegte Babylon ist in der Hauptsache die Stadt Nebukadnezars II. Die »Hammurapi-Schicht« konnte nicht ausgegraben werden, da sie heute unter dem Grundwasserspiegel liegt.
 
Hammurapi machte Babylon zur Hauptstadt Babyloniens. Nach Einnahme der Stadt durch den hethitischen König Mursili I. (1531 v. Chr.) wurde Babylon Hauptstadt der kassitischen Herrscher. Nach 1250 fiel Babylon mehrfach in assyrischer Hand. Besonders schwer war die Zerstörung durch Sanherib (689), der die Erneuerung unter Asarhaddon (von 680 an) folgte. Die größte Blüte während des neubabylonischen Reiches erlebte Babylon unter Nabopolassar (626-605) und Nebukadnezar II. (605-562). Unter den Achaimeniden war Babylon eine der drei Hauptstädte des Perserreiches. 480 zerstörte Xerxes I. den Marduktempel Esangila. Alexander der Große, der Babylon 331 erobert hatte, beabsichtigte, die Stadt wieder vollständig herzustellen. In seleukidischer Zeit ging die Bedeutung Babylons weiter zurück, da die Residenz nach Seleukia am Tigris verlegt worden war. Erst in parthischer Zeit gelangte es wieder zu einem gewissen Wohlstand.
 
Die neubabylonische Stadt am Euphrat, durchzogen von zwei Kanälen, war ein unregelmäßiges Rechteck (2 600 m × 1 500 m), eingefasst von einer doppelten Lehmziegelmauer und einem Wassergraben. Neun Tore führten in das Innere. Das berühmteste ist das Tor der Ischtar, eine monumentale doppeltorige Anlage, deren Wände mit buntglasierten Ziegelreliefs (Stier, Drache) geschmückt und mit Zinnen bekrönt waren. Durch dieses Tor führte eine breite, gepflasterte Prozessionsstraße nach Süden zum Mardukheiligtum Esangila mit dem Tempelturm Etemenanki (Babylonischer Turm), dann nach Westen zur Euphratbrücke. Nördlich vom Ischtartor verlief die Prozessionsstraße zwischen der großen Hauptburg und einer gewaltigen Befestigungsanlage. In diesem Abschnitt waren die Wände, die sie einfassten, ebenfalls mit farbigglasierten Ziegelreliefs (schreitender Löwe zwischen Rosettenbändern) verziert. Südlich der Hauptburg lag der große Palast Nebukadnezars II., die Südburg, mit fünf Höfen, Thronsaal und »Hängenden Gärten«; auch er besaß Wandschmuck aus glasierten Ziegeln. Das in der Nordburg eingerichtete Kunstmuseum war öffentlich zugänglich. Die Stadt besaß weitere Tempel für die Großgötter, deren Zahl auf 53 beziffert wird. Im Norden, etwa 3 km von der Innenstadt entfernt, lag der Sommerpalast Nebukadnezars II., jetzt die Ruine Babil. Das gesamte Umfeld der östlichen Stadt war von einem weiteren Befestigungswall umgeben.
 
 
E. Unger: B. Die hl. Stadt nach der Beschreibung der Babylonier (1931, Nachdr. 1970);
 W. Andrae: B. Die versunkene Weltstadt u. ihr Ausgräber Robert Koldewey (1952);
 E. Klengel-Brandt: Reise in das alte B. (31977);
 S. Lloyd: Die Archäologie Mesopotamiens (a. d. Engl., 1981);
 
B., hg. v. R. Fischer (1985);
 R. Koldewey: Das wieder erstehende B. (51990).
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
Mesopotamien und Kleinasien: Städte, Staaten, Großreiche
 
Ägypten und Babylon: Den Göttern untertan
 
Babylon: Das Ischtartor
 
babylonische Musik: Die Laute und Trommel
 
Hammurapi: Die Kodifizierung des Rechts
 
Zikkurat: Von der Tempelterrasse zum Stufenturm
 

* * *

Ba|by|lon: Ruinenstadt am Euphrat.

Universal-Lexikon. 2012.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Babylon 5 — Babylon 5, kurz B5, ist der Name einer Raumstation, welche Schauplatz der gleichnamigen Science Fiction Fernsehserie von Joseph Michael Straczynski („JMS“) ist. Diese Serie sowie die zugehörigen Fernsehfilme und Romane spielen in einem eigenen… …   Deutsch Wikipedia

  • Babylon V — Babylon 5 Babylon 5 Titre original Babylon 5 Genre Série de science fiction Créateur(s) Joe Michael Straczynski Production John Copeland Musique Christopher Franke ; Stewart Copeland (pilote) Pays d’origine …   Wikipédia en Français

  • BABYLON — (Heb. Bavel, בָּבֶל, Gk. Βαβυλὼν), ancient city on the eastern bank of the Euphrates River in what is now Iraq. (In contemporary convention, Babylon is used for the city name and Babylonia for the country. In biblical Hebrew בבל is used for… …   Encyclopedia of Judaism

  • Babylon 5 — Titre original Babylon 5 Genre Série de science fiction Créateur(s) Joe Michael Straczynski Production John Copeland Mu …   Wikipédia en Français

  • Babylon 5 — Saltar a navegación, búsqueda J. Michael Straczynski, 2007 Babylon 5 es una serie televisiva de ciencia ficción creada, producida y en gran parte escrita por J. Michael Straczynski. El episodio piloto, The Gathering, fue emitido por primera vez… …   Wikipedia Español

  • Babylon A.D. — Babylon A.D. Saltar a navegación, búsqueda Babylon A.D. Información personal Nacimiento 1988 Origen Oakland, California …   Wikipedia Español

  • Babylon AD — Babylon A.D. Babylon A.D. Réalisation Mathieu Kassovitz Acteurs principaux Vin Diesel, Gérard Depardieu, Mélanie Thierry, Michelle Yeoh Scénario Éric Besnard Mathieu Kassovitz Maurice G. Dantec (roman) Musique Atli Örvarsson …   Wikipédia en Français

  • Babylon A.D. — Babylon A.D. Données clés Réalisation Mathieu Kassovitz Scénario Éric Besnard Mathieu Kassovitz Maurice G. Dantec (roman) Acteurs principaux Vin Diesel, Gérard Depardieu, Mélanie Thierry, Michelle Yeoh …   Wikipédia en Français

  • Babylon —     Babylon     † Catholic Encyclopedia ► Babylon     The curial title of a Latin archbishopric, also of a Chaldean patriarchate and of a Syrian archbishopric. The Catholic Encyclopedia, Volume VIII. New York: Robert Appleton Company. Nihil… …   Catholic encyclopedia

  • BABYLON — Beli filius, urbis cognominis conditor, secundum Herennium Philonem. Steph. de Babylone, Κτίσμα Βαβυλῶνος, ἀνδρὸς σοφοῦ, παιδὸς Βήλου σοφωτάτου, οὐχ ὡς Η῾ρόδοτους ὑπὸ Σεμιράμιδος. Ταύτης γὰρ ἠ̈ν ἀρχαιοτέρα ἔτεσι χιλίοις δύο, ὡς Ε᾿ρέννιος, Opus… …   Hofmann J. Lexicon universale

  • Babylon — Babylon, NY U.S. village in New York Population (2000): 12615 Housing Units (2000): 4680 Land area (2000): 2.413619 sq. miles (6.251245 sq. km) Water area (2000): 0.344705 sq. miles (0.892781 sq. km) Total area (2000): 2.758324 sq. miles… …   StarDict's U.S. Gazetteer Places

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”